Typologisch etwas verspätet
Auch wenn der «Adler» als Wirtshaus bereits 1575 erstmals schriftlich erwähnt wird (und sicher schon früher existierte), wurde das Gebäude, das heute umfassend saniert wird, vermutlich erst über 200 Jahre später gebaut. Das belegt die sogenannte Dendroprobe, bei der das Alter aufgrund der Jahresringe bestimmt wird. Die Deckenbalken zeigen jedenfalls auf, dass die Stämme aus dem Winterhalbjahr 1691/92 stammen. Das Haus kann also unmöglich früher gebaut worden sein.
Dimension und Anzahl der Balken deuten zudem darauf hin, dass man hier einen repräsentativen, stattlichen Gasthof erstellen wollte, und so wurde der «Adler» denn auch tatsächlich zum ersten Haus am Platz, direkt gegenüber dem Kloster. Es ist anzunehmen, dass die Bauherren sogar davon inspiriert wurden: Plazidus Zurlauben, der von 1684 bis 1723 hier als Fürstabt zum Rechten sorgte, also nicht nur in kirchlichen, sondern auch in weltlichen Angelegenheiten das Sagen hatte, hatte ein ausgesprochenes Faible fürs Repräsentative und begann schon wenige Monate nach seiner Wahl im grossen Stil mit Um- und Neubauten.
Der «Adler» selber ist im Laufe der Jahre mindestens zweimal gehörig umgebaut worden. Doch ein schöner Teil der Malereien haben die Eingriffe überstanden. Nun sind sie zum Vorschein gekommen. Und sie sind, so die kantonalen Denkmalschützer, durchaus von Bedeutung. Dies umso mehr, als es kaum Vergleichbares gibt im Kanton Aargau, wo Malereien in alltäglichen Bauten wie einer Beiz nicht üblich waren.
Es handelt sich dabei um «phantastische Decken- und Wandmalereien», so die offizielle Einschätzung, die von ihrem barocken Stil her allerdings ein bisschen verspätet sind, was vor allem in ländlichen Gegenden gerne vorkommt. Um es mal so zu sagen: Es dauert halt immer ein Weilchen, bis sich ein gewisser Trend auch auf dem Land durchsetzt …
Was hier wohl dahintersteckt?
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